Freie Mitteilungen 5 - Extremitätenischämie im Wandel – Evidenz, Technik und Therapieentscheidungen
Titel D: Slides: D / Sprache: D
Titel E: Slides: E / Sprache: E
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Erhöhte Inzidenz akuter arterieller ischämischer Komplikationen bei Patienten mit COVID-19-Pneumonie – Ergebnisse einer deutschlandweiten Analyse
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- 7 min
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- 3 min
Presenting Author: Abdalla Marei
Objective
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie berichten zahlreiche Studien über eine erhöhte Inzidenz venöser thromboembolischer Ereignisse. Daten zu arteriellen Gefäßkomplikationen im Zusammenhang mit COVID-19 sind hingegen rar. Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz akuter arterieller ischämischer Ereignisse bei hospitalisierten Patienten mit COVID-19-Pneumonie im Vergleich zu Patienten mit nicht-COVID-Pneumonie zu untersuchen.
Methods
In einer retrospektiven, multizentrischen Analyse wurden administrative Daten aus 87 Helios-Kliniken in Deutschland von Januar 2020 bis Dezember 2022 ausgewertet. Eingeschlossen wurden stationäre Fälle mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion und schwerer akuter respiratorischer Infektion (SARI) gemäß ICD-Kodierung. Primäre Endpunkte waren die Inzidenz arterieller Revaskularisation und die stationäre Mortalität. Sekundäre Endpunkte umfassten Amputationsraten, die Notwendigkeit invasiver Beatmung und die Aufenthaltsdauer. Für den Gruppenvergleich wurden Welch-T-Test und Chi-Quadrat-Test verwendet.
Results
Von insgesamt 3.195.128 stationären Fällen hatten 97.594 Patienten eine bestätigte COVID-19-Infektion und 190.735 Patienten eine nicht-COVID-Pneumonie. Arterielle Gefäßerkrankungen waren in 47.107 Fällen kodiert. COVID-19-Patienten hatten ein signifikant höheres Risiko für arterielle Revaskularisation als Patienten mit nicht-COVID-Pneumonie (0,6 % vs. 0,3 %; p < 0,001). Patienten mit COVID-19 waren im Durchschnitt jünger (69,0 ± 16,6 vs. 72,6 ± 16,1 Jahre; p < 0,001), hatten jedoch einen niedrigeren Elixhauser-Komorbiditäts-Index (10,7 ± 10,6 vs. 13,1 ± 11,3; p < 0,001). Während sich die Amputationsraten zwischen den Gruppen nicht unterschieden, war die Notwendigkeit invasiver mechanischer Beatmung (90 % vs. 67 %; p < 0,001) sowie die stationäre Mortalität (55 % vs. 32 %; p = 0,005) bei COVID-19-Patienten signifikant höher. Unterschiede bezüglich der Verweildauer bestanden nicht.
Conclusion
Diese deutschlandweite retrospektive Studie zeigt erstmalig, dass intensivpflichtige Patienten mit COVID-19-Pneumonie ein signifikant höheres Risiko (ca. zweifach erhöht) für akute arterielle ischämische Ereignisse aufweisen als Patienten mit nicht-COVID-Pneumonie. COVID-19-Patienten zeigten zudem eine deutlich höhere innerklinische Mortalität und einen erhöhten Bedarf an mechanischer Beatmung, was die besondere Schwere und klinische Relevanz der Erkrankung verdeutlicht.
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Endo vs offen? – Keine Unterschiede im kurzfristigen Behandlungsergebnis der akuten Extremitätenischämie bei 256 vs. 256 Patienten
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- 7 min
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- 3 min
Presenting Author: Marvin Kapalla
Objective
Die akute Extremitätenischämie (AE) der unteren Extremität ist ein wichtiger Teil der Behandlungsrealität in jeder gefäßmedizinischen Einheit. Während die Inzidenz leicht abnimmt und die Ätiologie sich deutlich verändert hat, sind Mortalität und Major-Amputationsraten weitgehend konstant. Die offen-chirurgische Behandlung stellt in vielen Kliniken den Behandlungsstandard dar, allerdings wurden in den letzten Jahren zahlreiche endovaskuläre Behandlungsoptionen mit teilweise vielversprechenden Ergebnissen vorgestellt. Ziel dieser Studie ist ein 1:1 Vergleich offen und endovaskulär behandelter Patienten mit AE als Sekundärdatenanalyse.
Methods
Es erfolgte ein Propensity Score Matching aller Patienten aus der PROMOTE ALI Kohorte (705 Patienten; prospektiv, multizentrisch 12 Länder; 12/21–05/23) und einer single center Studie (985 Patienten; retrospektiv 1/04–12/20) für Alter, Geschlecht, Ko-Morbiditäten, Ischämie Stadium, Ätiologie und Höhe des Gefäßverschlusses. Primärer Endpunkt ist das 3-Monats-amputationsfreie Überleben (AFS), sekundäre Endpunkte sind der Vergleich von Komplikationsraten und des AFS in Abhängigkeit der Verschlusslokalisation.
Results
Es konnten jeweils 265 Patienten (52% weiblich, Alter: 68±13 Jahre) in der endovaskulären Gruppe und offen-chirurgischen Gruppe gematcht werden. Davon wiesen 40% eine Ischämie Rutherford Stadium I, 40% Stadium IIa und 20% IIb auf. Endovaskulär wurden 65% mit Lyse und 35% mittels Embolektomie behandelt, in der offen-chirurgischen Gruppe waren Embolektomie (37%) und Bypassanalage (28%) die häufigsten Verfahren. Es ergab sich kein signifikanter Unterschied beim kombinierten Endpunkt AFS (offen: 89.8% vs endo 92.8%, p=0.22) sowie der Mortalität (p=0.23) oder der Majoramputationsrate (p=0.84). Unter Berücksichtigung der Verschlusslokalisation zeigte sich ebenfalls keine Überlegenheit einer Therapieform.
Conclusion
In diesem hypothetischen Vergleich zwischen endovaskulärer und offen-chirurgischer Behandlung der akuten Beinischämie zeigte sich keine Behandlung deutlich überlegen. Unter Berücksichtigung der Limitationen beider Kohorten muss zusammengefasst werden, dass die Behandlung unter Berücksichtigung der persönlichen chirurgischen Präferenz und der technischen Ausstattung des Zentrums erfolgen sollte, allerdings muss der Stellenwert von Strahlenbelastung, Kosten und längerfristigen Outcome noch definiert werden.
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CO2 Angiographie bei kritischer Ischämie – ein Risiko für Qualität und Ergebnis? 2jahres Ergebnisse bei Patienten im Stadium IV mit Interventionen in CO2 Angiographie
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- 7 min
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- 3 min
Presenting Author: André Schneider
Objective
Nierenfunktionsstörungen sind bei Patienten mit pAVK eine der häufigsten Komorbiditäten und entscheidender Faktor für ein amputationsfreies Überleben. Kohlendioxid als Kontrastmittel ist nicht nephrotoxisch und hat damit keinen Einfluss auf die Nierenfunktion. Unterhalb des Zwerchfells angewendet ist es praktisch nebenwirkungsfrei. Die CO2 Angiographie ist damit für Patienten, die eine periphere Intervention benötigen, das deutlich schonendere Verfahren. Weit verbreitet ist jedoch die Meinung, dass die Bildqualität schlechter ist und damit die Qualität der Prozedur leidet (insbesondere in schwierigen Situationen). Ebenso wird immer wieder diskutiert, dass dieses Verfahren kostenintensiver ist und die Interventionen länger dauern.
Methods
Seit 2023 wird in unserer Klinik CO2 zunehmend als Routinekontrastmittel verwendet. Der Standartbolus beträgt dabei 60 ml. Wenn es zu Qualitätssicherungszwecken oder zur besseren Darstellung notwendig ist, kann zusätzlich jodhaltiges Kontrastmittel verwendet werden. Dieses wird dann 1:3 verdünnt. Die Interventionen werden mittels C- Bogen durchgeführt.
Results
In den Jahren 202320/24 wurden 90 Interventionen bei Patienten im klinischen Stadium IV der AVK durchgeführt. 76% davon mit CO2 als Kontrastmittel. Bei vergleichbaren primären Erfolgsraten, gab es im weiteren Verlauf keine Unterschiede bei Major- oder Minoramputationen sowie bei den Re-Interventionen. Kein Patient in der CO2 Gruppe musste chirurgisch offen rekonstruiert werden. Kein Patient der CO2 Gruppe verstarb. Postinterventionell und im Verlauf waren bei der kontrastmittelfreien/-sparenden CO2 Angiographie deutlich weniger Nierenschädigungen nachweisbar. Die Interventionszeiten und applizierten Strahlendosen waren ohne signifikante Unterschiede. Die Interventionen in der CO2- Gruppe waren deutlich aufwendiger. Die Interventionskosten in der CO2 Gruppe waren daher auch ohne die Zusatzmaterialien für die CO2 Anwendung höher, ohne dass dieser Unterschied signifikant war oder durch die verwendeten Zusatzmaterialien signifikant wurde.
Conclusion
Interventionen mit CO2 als Kontrastmittel sind auch in schwierigen Situationen ohne Nachteile für den Patienten in punkto Ergebnisqualität, Strahlenbelastung und Eingriffszeit. Zur Sicherung und zum Erhalt der Nierenfunktion hat CO2 deutliche Vorteile und stellt damit einen entscheidenden Vorteil für das Langzeitüberleben unserer Patienten dar.
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Vergleich endovaskulärer Behandlung der unteren Extremitäten mit und ohne die Navigationsassistenz „Vascular Navigation PAD“ (Brainlab, München/Deutschland)
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- 7 min
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- 3 min
Presenting Author: Stephan Masius
Objective
Endovaskuläre Behandlungen werden vielerorts mit Hilfe mobiler C-Bögen durchgeführt. Auch wenn diese eine Roadmap-Funktion besitzen, können diese nicht mehr verwendet werden, sollte sich der Patient oder die Patientin oder der C-Bogen bewegen. Dadurch sind zusätzliche Angiografien nötig, und folglich steigt die verbrauchte Kontrastmittelmenge sowie die Strahlenexposition für die Patienten und Patientinnen und das medizinische Personal. Die neuartige „Vascular Navigation PAD“ nimmt sich dieser Herausforderung mittels Fusionsbildgebung für C-Bögen an.
Ziel dieser Multicenterstudie ist der Nachweis der Kontrastmittelreduktion durch die Verwendung der Navigationsassistenz „Vascular Navigation PAD“ und den Einfluss auf die Strahlenreduktion für Patientinnen und Patienten sowie das medizinische Personal.
Es handelt sich hierbei um die erste regelmäßige Anwendung dieser Navigationsassistenz weltweit.Methods
„Vascular Navigation PAD“ erfasst und speichert Paare von Fluroskopie- und Angiografiebildern, die mit einem C-Bogen aufgenommen wurden, und ermöglicht so eine kontinuierliches Roadmapping. Das System nutzt eine bildbasierte Registrierung, um die Position des C-Bogen anhand Fluroskopien zu definieren und so sicherzustellen, dass dieselbe Roadmap auch bei einer Neupositionierung des Geräts wiederverwendet werden kann.
In dieser Studie wird eine navigierte Studiengruppe (n=80) mit einer Kontrollgruppe (n=80) verglichen, die sich endovaskulären Eingriffen ohne Navigationsunterstützung unterzieht. Der primäre Zielparameter ist die Bewertung der Wirksamkeit der „Vascular Navigation PAD“ bei der Reduzierung des Kontrastmittelverbrauchs bei endovaskulären Eingriffen an den unteren Extremitäten im Vergleich zu Prozeduren, die ohne die Navigation durchgeführt wurden. Zu den sekundären Zielparametern gehört die Messung der Strahlenbelastung der Patienten und der Operateure.Results
Wir werden die Ergebnisse der Pilotphase der Multicenterstudie präsentieren. Darüber hinaus stellen wir die Anwendung und die Integration der Navigation in unseren Arbeitsablauf vor.
Conclusion
Vascular Navigation PAD könnte die Verwendung von C-Bögen bei endovaskulären Eingriffen an den Extremitäten verbessern und durch die Reduktion von Kontrastmittelverbrauch und applizierter Strahlung die Risiken für Patientinnen und Patienten sowie das medizinische Personal senken.
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Sensorbasierte „real-world“ Messung alltäglichen Gehverhaltens bei Claudicatio intermittens: Ein wirkungsvolles Tool für die klinische Verwendung?
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- 7 min
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- 3 min
Presenting Author: Alina Marilena Bresler
Objective
Therapieziel der Claudicatio intermittens (CI, Stadium Ila/IIb nach Fontaine) ist die Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke, die klinisch durch den Laufbandtest (TMT) und den 6-Minuten-Gehtest (6MinGT) erfasst wird. Diese Tests unterliegen jedoch unterschiedlichen Alltagseinflüssen. Das Ziel dieser Studie war es, Alltagsgehparameter bei CI mittels Sensors zu quantifizieren und Zusammenhänge zwischen konventionell-klinischen und digital erhobenen Parametern zu untersuchen.
Methods
Diese monozentrische, prospektive Studie untersucht Gehverhalten, Gehstrecke und die Korrelation zwischen klinischen Gehstreckenmessungen und digitalen Aktivitätsdaten über 7 Tage bei CI-Patienten. Die digitalen Parameter wurden mit einem Axivity AX6-Sensor erfasst. Die Datenerhebung folgte einem standardisierten Protokoll mit klinischer Untersuchung, TMT, 6MinGT und den Knöchel-Arm-Index (ABI).
Results
65 Patienten wurden eingeschlossen (Median 65 Jahre, SD 10; 74 % männlich), 17 % im Stadium IIa, 83 % im Stadium IIb. Der TMT wurde von 80 % absolviert, mit einer medianen schmerzfreien Gehstrecke (PFWD) von 60 m (SD 48) und einer maximalen Gehstrecke (MWD) von 138 m (SD 86). Der 6MinGT wurde bei 64 Patienten durchgeführt, mit einer medianen PFWD von 87 m (SD 87) und einer MWD von 319 m (SD 105). Digitale Parameter zeigten eine mediane maximale Gehabschnittsdauer von 32 s (SD 11) und eine mediane Gehzeit von 0,99 h (SD 0,60). Die mediane Anzahl der Gehabschnitte betrug 259 (SD 132), bei einer medianen Gerätetragezeit von 1431 h (SD 120). Die mediane maximale Gehgeschwindigkeit betrug 0,97 m/s (SD 0,14) in 10s-Episoden und 1,06 m/s (SD 0,14) in >30s-Episoden. Der mediane Doppelschritt bei 0,91 m (SD 0,11) in 10-30s-Abschnitten und 1,02 m (SD 0,16) in >30s-Abschnitten. Die Gehdistanz im 90. Perzentil betrug median 19,71 m (SD 8,34). Die Spearman-Korrelationsanalyse zeigte signifikante Zusammenhänge zwischen maximaler Gehgeschwindigkeit in 10s-Episoden und MWD (p = 0,001) sowie für 30s-Intervalle in MWD, PFWD und Gehabschnittsdauer (p = 0,001).
Conclusion
Die Sensor-basierte Aktivitätsmessung erwies sich als effektiv zur Erfassung der Alltagsgehaktivität. Die Anzahl der Gehepisoden ist reduziert und die Gangzeit verkürzt. Aufgrund ihrer höheren ökologischen Validität haben Sensordaten das Potenzial, alltägliche Schwankungen und Besonderheiten aufzuzeigen und somit eine bessere Individualtherapie zu ermöglichen.
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Vorläufige Evaluation einer digitalen 7-Tage-Aktivitätsmessung zur Erfassung der Gehleistung bei Claudicatio intermittens im 6-monatigen Verlauf der konservativen und invasiven Therapie
- Presentation time:
- 7 min
- Discussion time:
- 3 min
Presenting Author: Alina-Marilena Bresler
Objective
Patienten mit Claudicatio intermittens (CI; Stadium IIa/b nach Fontaine) haben eine eingeschränkte Gehleistung. Standardisierte Gehtests erfassen jedoch nicht immer die tatsächliche Alltagsaktivität. Eine digitale 7-Tage-Aktivitätsmessung mit dem Axivity AX6-Sensors könnte präzisere Daten liefern. Ziel der Studie war es, diese Messmethode mit klinischen Tests zu vergleichen
Methods
Diese monozentrische, prospektive Studie untersucht CI-Patienten, die entweder Gehtraining oder eine invasive Therapie erhielten. Die Gehstrecke wurde durch den Laufbandtest (TMT), den 6-Minuten-Gehtest (6MinGT) und eine 7-tägige Messung mit dem Axivity AX6-Sensor erfasst. Neben Anamnese, Duplexsonographie und Knöchel-Arm-Index (ABI) wurden Gehstreckenveränderungen und Lebensqualität erfasst. Die Nachsorge erfolgte nach sechs Monaten.
Results
Bisher wurden 29 von 65 Patienten analysiert. In der konservativen Gruppe (n=22) absolvierten 68 % den TMT. Die mediane schmerzfreien Gehstrecke (PFWD)-Differenz nach sechs Monaten betrug 31 m, die maximale Gehstrecke (MWD)-Differenz 19 m. Im 6MinGT lag die PFWD-Differenz bei 57 m, die MWD-Differenz bei 23,7 m. In der invasiven Gruppe (n=7) betrugen die PFWD- und MWD-Differenzen 170 m bzw. 63 m, im 6MinGT 49 m. Die ABI-Analyse zeigte in der konservativen Gruppe eine Stabilisierung oder Verbesserung bei 16 Patienten links und 11 Patienten rechts, während sich die Werte bei 5 bzw. 10 Patienten verschlechterten. Die Sensordaten zeigten eine mediane Gehabschnittsdauer von 1,29 h (Baseline: 1,25 h) in der konservativen Gruppe und 1,04 h (Baseline: 0,85 h) in der invasiven Gruppe. Die Doppelschritt in 10-30s-Abschnitten betrug 0,90 m (Baseline: 0,92 m) in der konservativen Gruppe und 0,93 m (Baseline: 0,90 m) in der invasiven Gruppe. In 10s-Episoden stieg die Gehgeschwindigkeit in der invasiven Gruppe von 0,94 m/s auf 1,0 m/s und in der konservativen Gruppe von 0,89 m/s auf 0,90 m/s. Die Gehdistanz im 90. Perzentil wies bislang keine Unterschiede auf.
Conclusion
Die digitale 7-Tage-Aktivitätsmessung erfasst Gehleistung und Therapieeffekte mit hoher ökologischer Validität. Trotz geringer Veränderungen in konventionellen Parametern zeigen sich im Alltag signifikante Unterschiede in Gehgeschwindigkeit und -dauer. Die Integration dieser Technologie könnte die Therapieplanung optimieren und die Patientenversorgung individualisieren.
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Zystische Adventitiadegeneration der Arterien und Venen: Eine systematische Literaturübersicht mit Fokus auf Schmerzsymptomatik
- Presentation time:
- 7 min
- Discussion time:
- 3 min
Presenting Author: Giulia Bernardini
Objective
Ziel dieser Arbeit war es, den Zusammenhang zwischen arterieller und venöser zystischer Adventitiadegeneration (CAD) und dem Auftreten von Schmerzsymptomatik zu untersuchen.
Methods
Es wurde eine systematische Literaturübersicht durchgeführt, wobei zwischen arteriellen und venösen Formen der CAD unterschieden wurde. Für jeden eingeschlossenen Fall wurden klinische Daten, eingesetzte bildgebende Verfahren, therapeutisches Vorgehen, postoperative Schmerzpersistenz sowie eventuelle Rezidive und deren zeitlicher Abstand erfasst.
Results
Insgesamt wurden 45 Artikel mit 70 Patient:innen (77 % Männer) ausgewertet. In 89 % der Fälle lag eine arterielle Form vor, davon 77 % mit Befall der Arteria poplitea. In 11 % handelte es sich um eine venöse CAD.
Die Schmerzsymptomatik war in 79 % der Fälle auf periphere Ischämie zurückzuführen, in 14 % auf eine Kompression peripherer Nervenstrukturen und in 7 % auf eine Kombination beider Mechanismen. Ein Ödem wurde bei 16 % der Patient:innen beschrieben und stand meist in Zusammenhang mit einer nervalen Kompression oder Mischbildern.
Die präoperative Diagnostik erfolgte in 26 % der Fälle mittels Magnetresonanztomographie (MRT), es existieren jedoch keine standardisierten diagnostischen Algorithmen. Therapeutisch erfolgte in 60 % der Fälle eine komplette Gefäßresektion, in 54 % mit anschließender vaskulärer Rekonstruktion. Eine alleinige adventitielle Exzision wurde in 23 % und eine ultraschallgesteuerte Aspiration in 14 % durchgeführt. Klinische Rezidive wurden in 10 % der Fälle dokumentiert, im Mittel 5,43 Monate nach der Primärbehandlung.Conclusion
Trotz ihrer Seltenheit sollte die CAD bei der Differenzialdiagnose atypischer Claudicatio, nicht-atherosklerotischer Ischämie sowie einseitiger, unklarer peripherer Neuropathien berücksichtigt werden. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte chirurgische Therapie ermöglichen in den meisten Fällen eine vollständige klinische Erholung mit niedriger Rezidivrate.
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Unterschiede in der Behandlung von traumatischen Läsionen von Hauptarterien an oberer und unterer Extremität: eine retrospektive unizentrische Analyse
- Presentation time:
- 7 min
- Discussion time:
- 3 min
Presenting Author: Josef Klocker (Innsbruck)
Objective
Wir untersuchten Verletzungsmuster und Outcome - getrennt für obere (OEX) und untere (UEX) Extremität - nach chirurgischer Rekonstruktion von Hauptarterien der Extremitäten in unserem Traumazentrum.
Methods
Eingeschlossen wurden alle PatientInnen, die zwischen 01.01.1990 und 31.12.2022 einer arteriellen Rekonstruktion an den Extremitäten nach Trauma unterzogen wurden. Ausgeschlossen wurden: iatrogene arterielle Verletzungen; Läsionen an Seitenästen (Ausnahme: A. profunda fem.). Endpunkte unserer Untersuchung waren: Extremitätenverlust; Folgeoperationen; Krankenhausletalität.
Results
Im Untersuchungszeitraum wurden 292 PatientInnen mit insgesamt 304 traumatischen, arteriellen Gefäßverletzungen an Extremitäten operativ versorgt. Nahezu gleich häufig waren dabei OEX und UEX betroffen (OEX: 47,3%, UEX: 52,7%), Männer deutlich öfter (jeweils ca. 80%). Das mediane Alter lag bei Männern zum OP- Zeitpunkt deutlich niedriger als bei Frauen (35,9 vs. 50,1 Jahre). Die mit 27,4% häufigste Verletzungsursache waren Verkehrsunfälle.
Venöse (n= 43; 66,2%) und knöcherne (n=122; 57,3%) Begleitverletzungen wurden häufiger an der UEX verzeichnet, während nervale (n=57, 59,4%) an der OEX häufiger vorkamen.
Bei 18 PatientInnen wurde eine sekundäre Amputation notwendig, signifikant häufiger an der UEX: n=14 (5%) vs. n=4 (1,4%) an der OEX. Auch Folgeoperationen wurden signifikant häufiger nach Rekonstruktion an der UEX durchgeführt (n=65; 69,2% vs. n= 23; 24,5%). Die Krankenhausletalität lag bei 2,6% (n=7) und betraf gleichermaßen PatientInnen mit Verletzungen der OEX (n=3; 2,2%) und UEX (n=4; 2,9%).Conclusion
Die Unfall-bedingten Verletzungen von Hauptarterien betreffen vornehmlich Männer und zeigen hinsichtlich Begleitverletzungen und Outcome nach arterieller Rekonstruktion deutliche Unterschiede: Nervale Begleitverletzungen sind an der OEX, knöcherne an der UEX häufiger. An der UEX ist mit signifikant höheren Raten an Folgeoperationen und schließlich auch an Extremitätenverlust zu rechnen.
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Denkanstoss: Hitze – perioperatives Management im Zeichen des Klimawandels
- Presentation time:
- 5 min
Speaker: Jan David Süss (Eschweiler)